Nam Tso See
Nach ein paar Nächten in Lhasa ging es wieder hinaus aus der Hauptstadt ins Hochland. Erster Stop nach fünfstündiger Autofahrt war der Nam Tso See, auf etwa 4700 m der höchstgelegene Salzwassersee der Welt – ein Ziel, wild und erhaben. Auf der Strecke entlang der neugebauten Tibet-Bahn und einiger 7000er boten sich häufige Fotostops, ein Kontrast zwischen Reise und Natur.
Sonnenuntergang und Portraits
Am Nachmittag erreichten wir das Guesthouse und gingen zum Sonnenuntergang an den See, wo wir Pilger beobachteten, die bis tief in die Nacht um mit Gebetsfahnen zugedeckte Felsen pilgerten, rau und spirituell. Endlich war es möglich, ein paar Porträts zu machen. Im Nachhinein war ich etwas enttäuscht, nicht mit mehr Porträts heimgekommen zu sein. Viele nette Gespräche entwickelten sich in den drei Wochen, doch sobald ich nach ein paar Minuten fragte, ob ich ein Foto als Erinnerung machen dürfe, liefen die meisten weg – angesichts der Situation mit China und der häufigen Kontrollen, bei denen vermutlich sogar die Video- und Audiokamera im Wagen vergeblich unser breites Schwäbisch aufnahm, ist das Verhalten der Einheimischen verständlich.
Ein unvergessliches Porträt
Kurz nach Sonnenuntergang entstand mein Lieblingsporträt des Urlaubs mit einer strahlenden jungen Frau. Nachdem ich ein nettes Ehepaar fotografiert hatte, rannte sie herbei, wusch sich das Gesicht im kalten Salzwasser und stand lachend mit nassem Gesicht vor mir – ein Bild, das ich nie vergessen werde. Ich bat sie, das Gesicht zu trocknen, und das daraus entstehende Foto machte mich überglücklich, als ich es erstmals in der Kamera sah. Nachts wagten wir uns bei vermutlich -20 Grad hinaus, um Bilder vom klaren Sternenhimmel zu machen, bevor wir im unbeheizten Zimmer dankbar für eine funktionierende Wärmedecke waren, ein Schauspiel von Kälte und Komfort.